Virusresistente Bohnen für Brasilien – Pro und Contra

Auch in Brasilien ist die von Empraba entwickelte virusresistente Bohne nicht unumstritten. Für Biologen und Pflanzenforscher zeigen die neuen Bohnen, welche Möglichkeiten sich mit den neuen Technologien eröffnen. Immerhin ist die Empraba-Bohne weltweit die erste zugelassene gentechnisch veränderte Pflanze, bei dem ein neuartiges Konzept gegen Viruserkrankungen angewandt wurde. Doch vor allem ökologisch wirtschaftende Kleinbauern sind skeptisch. Sie haben Zweifel, ob die Sicherheit der Bohnen gründlich genug geprüft wurde. Sie fordern mehr Zeit, um mögliche Risiken zu erforschen. Und sie setzen auf andere Strategien gegen das Virus, etwa mehr vorbeugende Maßnahmen.

„Vor der Antragstellung für die Zulassung haben zehn Forschungseinrichtungen über mehrere Jahre das Umweltverhalten der virusresistenten Bohnen mit denen herkömmlicher Bohnen verglichen – und zwar in allen Ökosystemen, in denen in Brasilien Bohnen angebaut werden. Es wurden keine Unterschiede gefunden. Hinzu kommt, dass bei der virusresistenten Bohne die Bauern weniger Insektizide gegen die Weißfliege, den Überträger des Virus spritzen müssen. Auch im Hinblick auf gesundheitliche Auswirkungen sind die virusresistenten Bohnen genau so sicher wie die bisher angebauten. Daher hat CTNBio, die interdisziplinär zusammengesetzte wissenschaftliche Kommission für die biologische Sicherheit in Brasilien, die virusresistente Bohne für eine kommerzielle Nutzung freigegeben.“

Lúcia de Souza, Vizepräsidentin der Nationalen Gesellschaft für Biologische Sicherheit Brasiliens (ANBio); Biofortified, 18.10.2011


„Es fehlen gründliche Studien zu möglichen gesundheitlichen Auswirkungen. Immerhin werden in Brasilien große Mengen an Bohnen verzehrt. Die Zulassung wurde vorschnell erteilt. Es wurden nur drei Fütterungsversuche an Ratten mit zu wenig Versuchstieren durchgeführt. Die Ergebnisse haben einige Fragen ausgeworfen, die nicht geklärt wurden.“

AS-PTA Agricultura Familiar e Agroecologia (Verband der ökologisch wirtschaftenden Kleinbauern)


„Ein weiterer Kritikpunkt: Die Zivilgesellschaft und die Vertreter der Kleinbauern waren nicht in den Entscheidungsprozesse einbezogen, die zur Entwicklung und zur Zulassung der gentechnisch veränderten Bohnen geführt haben. Dennoch betonen alle, die die Bohne vorangetrieben haben, sie sei ein Segen sowohl für die Konsumenten wie für die Bauern und ihre Familien. Doch tatsächlich wurden diejenigen, die das am besten beurteilen können, nicht einmal angehört.“

Agricultures Network


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