Feuerbohnen

Virusresistente Bohnen in Brasilien –
Gut für Kleinbauern und Konsumenten?

Seit September 2011 ist sie in Brasilien zugelassen: Eine gentechnisch veränderte Pinto-Bohne (Phaseolus vulgaris), die resistent ist gegen das Golden Mosaic-Virus, den größten Schaderreger an Bohnen in Südamerika. Die neue Bohne stammt aus dem staatlichen Agrarforschungsinstitut Embrapa. Bohnen, in Brasilien ein Grundnahrungsmittel, werden vor allem von Kleinbauern angebaut. Infolge des Virusbefalls geht ihnen nicht nur ein großer Teil der Ernte verloren, auch Flächen von mehreren Hunderttausend Hektar sind infolge des Virusbefalls nicht mehr für den Bohnenanbau nutzbar. Die neue virusresistente Bohne ist die erste gentechnisch veränderte Pflanze, die in einem Schwellenland allein mit öffentlichen Mitteln ohne Beteiligung großer multinationaler Konzerne entwickelt wurde. Einen kommerziellen Anbau gibt es bislang allerdings noch nicht.

Bohnenpflanze mit Virusbefall

Blatt einer Bohnenpflanze mit der für einen Befall mit dem Golden Mosaic Virus typischen Gelbfärbung. Das Virus verursacht in Südamerika große Schäden beim Anbau von Bohnen.
Foto: CABI plantwise / APS

Weißfliege Bemisia tabaci

Die Weißfliege (auch Mottenschildlaus) überträgt das BGMV-Virus auf Pflanzen, vor allem zahlreiche Bohnenarten, aber auch Tabak. Die Bekämpfung der Fliege mit Pflanzenschutzmitteln ist aufwändig und teuer.
Foto: USDA

Bohnen-Versuchsfeld

Versuchsfeld: Bohnen mit Virusbefall (unten), virusresistente Bohnen (oben)
Foto: Embrapa

Mehr als 500 Millionen Menschen – vor allem in Lateinamerika und Afrika – ernähren sich täglich von Bohnen. Für viele sind sie die wichtigste Gemüseart. In Brasilien sind Bohnen mit ihrem hohen Proteingehalt von 15 bis 33 Prozent der pflanzliche Hauptlieferant für Eiweiß, außerdem enthalten Bohnen B-Vitamine und Mineralien wie Eisen, Kalzium und Phosphor.

Mit 3,3 Millionen Tonnen zählt Brasilien zu den wichtigsten Erzeugerländern von Bohnen. Sie werden dort hauptsächlich von Kleinbauern produziert. Nahezu achtzig Prozent des Anbaus findet auf Flächen statt, die kleiner als hundert Hektar sind. Trotz der hohen Inlandsproduktion muss Brasilien jedoch Bohnen einführen, um die Nachfrage im eigenen Land zu decken.

Ein großes Problem beim Bohnenanbau ist der Befall mit dem Golden Mosaic Virus (BGMV). Es wird durch die Weiße Fliege Bemisia tabaci übertragen und ist Auslöser einer in Südamerika weit verbreiteten Pflanzenkrankheit, die zahlreiche Bohnenarten befällt. Infizierte Pflanzen sind zunächst an gelb gefärbten Blättern zu erkennen, es bilden sich weniger und kleinere Hülsen. Wenn das Virus die Bohnen in ihrer frühen Wachstumsphase befällt, können Schäden bis zu einem Totalverlust der Ernte entstehen. Allein in Brasilien summieren sich die durch das BGMV-Virus verursachten jährlichen Ertragsverluste auf 90.000 bis 280.000 Tonnen. Damit könnten zwischen sechs und zwanzig Millionen Menschen ernährt werden. Große Flächen – etwa 200.000 Hektar – sind nicht mehr für den Anbau von Bohnen nutzbar, da sie mit infiziertem Pflanzenmaterial durchsetzt sind.

Eine Möglichkeit, den Virusbefall zurückzudrängen, ist die Bekämpfung der Weißen Fliege, des Überträgers der Krankheit. Doch biologische Mittel sind auf Dauer wenig wirksam. Chemische sind teuer und belasten die Umwelt und die Gesundheit der Landarbeiter. Der intensive Einsatz von Insektiziden hat bereits zur Entwicklung von Resistenzen bei der Weißen Fliege geführt. Zwar gibt es einige Bohnenarten, die eine höhere Widerstandskraft gegen die Viren besitzen, doch bisher ist es nicht gelungen, eine Eigenschaft stabil in andere Sorten einzuzüchten.

Schon seit längerem arbeitet das staatliche Agrarforschungsinstitut Embrapa daran, mit modernen molekularbiologischen Methoden eine virusresistente Bohne zu entwickeln. Dafür nutzten die Wissenschaftler einen natürlichen Mechanismus, der die Vermehrung des Virus in der von ihm befallenen Pflanze blockiert. Inzwischen wurde diese gentechnisch veränderte Bohne von der brasilianischen Kommission für Biologische Sicherheit (Biosafety Technical Commission, CTNBio) zugelassen. Vorausgegangen waren mehrjährige Untersuchungen zu möglichen Umwelt- und gesundheitlichen Risiken.

Die virusresistente Bohne ist die erste gentechnisch veränderte Pflanze, die vollständig in staatlichen Forschungseinrichtungen entwickelt und mit öffentlichen Mitteln finanziert wurde. Große multinationale Firmen waren nicht beteiligt.

Die Erwartungen an die neuen Bohnen sind groß: Mit ihnen sollen nicht nur die Ernteverluste zurückgehen. Die Landwirte könnten auch mit deutlich weniger Pflanzenschutzmitteln auskommen. Konstante, von der Stärke des Virusbefalls unabhängige Erträge und gleichzeitig geringere Kosten – mit der neuen Bohne könnte sich die wirtschaftliche Lage gerade von Kleinbauern verbessern und gleichzeitig die Bohnenproduktion in Brasilien um zehn bis zwanzig Prozent erhöhen.

Doch noch sind die neuen Bohnen nicht erhältlich. Derzeit werden in Brasilien Anbauversuche mit mehreren bewährten Bohnensorten durchgeführt, in die zuvor die neue Virusresistenz eingekreuzt worden war. Wie aus einer aktuellen wissenschaftlichen Veröffentlichung hervorgeht, haben sich die neuen Sorten im Feld als „vollständig resistent“ gegen das BGMV-Virus gezeigt.

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