Blühende Wiese

Biodiversität und Ökologie –
Welche Bedeutung hat die Vielfalt des Lebens?

Auf der Erde hat sich im Laufe von Jahrmillionen ein großer Reichtum unterschiedlicher Lebensformen entwickelt. Diese Vielfalt bezeichnet man als Biodiversität. Die Vielfalt von Arten ist eine Folge von kleinen Veränderungen im genetischen Bauplan eines Lebewesens, die in der Summe zur Entstehung neuer Arten führen. Die Vielfalt von Ökosystemen ist wiederum das Ergebnis des Zusammenspiels verschiedener Organismen. Biodiversität ist der zentrale Gegenstand in Debatten, in denen es um die Folgen der Landwirtschaft für die Umwelt geht.

blühender Ackerrandstreifen

Artenvielalt ist eine Form der biologischen Viefalt und wird häufig mit dem Begriff Biodiversität gleichgesetzt, obwohl Biodiversität mehr als nur Artenvielfalt meint.

Foto: Gabriela Brändle, Wikimedia Commons

Titelfoto: Institut TTN

Wenn man von Biodiversität spricht, meint man damit die biologische Vielfalt, also die Vielfalt der Lebensformen. In erster Linie umfasst diese Vielfalt des Lebens die Artenvielfalt (Artendiversität). Ebenso gehören aber auch die Vielfalt der Ökosysteme, Lebensräume und ökologischen Komplexe (Ökosystemdiversität) sowie die Vielfalt innerhalb einer Art dazu, also beispielsweise die Mannigfaltigkeit verschiedener Rassen (Speziesdiversität). Zuletzt zählt man die genetische Vielfalt zur Biodiversität, d. h. die Unterschiedlichkeit von Individuen untereinander aufgrund verschiedener Erbanlagen (genetische Diversität). Die verschiedenen Formen der Biodiversität sind Gegenstand von Schutzvorschriften in der internationalen Umweltpolitik. Mit dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity) von 1992 wurde erstmals ein internationales Vertragswerk ausgehandelt, das den Schutz der Biodiversität zum Ziel hat.

Formen der Vielfalt

Es ist nicht genau bekannt, wie viele Arten es insgesamt auf der Erde gibt. Wissenschaftlich beschrieben sind erst etwa 1,7 Millionen Arten, wobei Schätzungen von 2,5 Millionen bis dreißig Millionen Arten ausgehen. Die Vielfalt der Arten zeigt sich nicht nur bei Pflanzen und Tieren, sondern auch bei Pilzen, Einzellern und Bakterien. Diese Vielfalt des Lebens beruht letztendlich auf kleinen Veränderungen im genetischen Bauplan von Lebewesen, Mutationen genannt. Diese Mutationen sind wiederum Voraussetzung für die Variabilität innerhalb einer Art bis hin zur Entstehung von verschiedenen Rassen, etwa die Vielfalt der verschiedenen Hunderassen.

Eine besondere Form der Mannigfaltigkeit ist die Ökosystemvielfalt. Hierunter versteht man die Vielfalt an verschiedenen Ökosystemen wie der Wüste, des Tropischen Regewalds bis hin zur arktischen Tundra. Auch der durch die landwirtschaftliche Tätigkeit des Menschen beeinflusste Kulturraum bildet ein eigenes Ökosystem, das man als Agrarökosystem bezeichnet. Da Ökosysteme gleichzeitig den Lebensraum von Arten darstellen und sich nicht nur durch das Wechselspiel von Lebewesen charakterisieren lassen, sondern auch durch unbelebte Elemente wie Felsen, Gletscher, Bäche oder Seen, spricht man bisweilen von der Lebensraumvielfalt. Diese Vielfalt an Lebensräumen ist ihrerseits Garant für die Artenvielfalt. Als besonders arten- und strukturreiche Lebensräume auf unserer Erde gelten beispielsweise die Tropischen Regenwälder oder die Korallenriffe.

Sehr arten- und strukturreiche Agrarökosysteme innerhalb der vom Menschen geschaffenen Kulturlandschaft bilden extensive Weidelandschaften, heckenreiche Ackerlandschaften (z. B. norddeutsche Knicklandschaft) sowie Streuobstwiesen. Die Vielfalt an Agrarökosystemen, insbesondere aber die Vielfalt an verschiedenen Nutztierrassen und Nutzpflanzen, wird als Agrobiodiversität bezeichnet. Im Falle der Vielfalt der vom Menschen genutzten Tierrassen und Pflanzensorten spricht man auch von Kulturartenvielfalt. Heute bilden nur etwa zehn Pflanzenarten, insbesondere Weizen, Reis und Mais, sowie fünf Nutztierrassen die Basis der gesamten Welternährung. Die Vielfalt an Kultursorten ist seit Anfang des 20. Jahrhunderts um rund drei Viertel zurückgegangen.

Ökologische und genetische Bedeutung der Biodiversität

Die Bedeutung der Biodiversität ist Gegenstand intensiver Forschung. Es stellt sich insbesondere die Frage, welchen Einfluss die Artenvielfalt auf die Eigenschaft von Ökosystemen hat und welche Auswirkungen ein vom Menschen verursachter Rückgang der Artenvielfalt auf die Umwelt hat. Die ökologische Bedeutung der Biodiversität wird vor allem in einer höheren Stabilität von Ökosystemen gesehen. Artenreiche Ökosysteme können eher eine leistungsfähige Art enthalten oder auch mehrere Arten, die ein Ökosystem insgesamt leistungsfähiger machen. Leistungsfähige Ökosysteme sind ihrerseits Garant für eine nachhaltige und konstante Regulation des Klimas und des Wasserhaushalts. Änderungen im Klima oder Schwankungen infolge von Hochwasserereignissen können besser „abgepuffert“ werden. Insofern hat Biodiversität indirekte Auswirkungen auf den Menschen. Daneben kann der Mensch die Biodiversität auch direkt nutzen, denn sie bietet landwirtschaftlich wie auch pharmazeutisch nutzbares Potenzial. Dies alles sind gewichtige Gründe für den weltweiten Schutz der Biodiversität.

Eine artenreiche Landschaft hat auch in kultureller Hinsicht Bedeutung: Wie wissenschaftliche Studien gezeigt haben, schätzt der Mensch vor allem arten- und strukturreiche Landschaften. Monokulturen hingegen werden als ästhetisch wenig ansprechend betrachtet. Somit hat Biodiversität auch einen kulturellen und ästhetischen Wert. Darüber hinaus kann der Biodiversität ein moralischer Eigenwert zugeschrieben werden, das heißt Biodiversität kann unabhängig von ihrem ökologischen Wert oder ihrem Wert für den Menschen wertvoll beziehungsweise schützenswert sein.

Gefährdungen durch die Landwirtschaft als Thema der Agrarökologie

Biodiversität kann nicht nur für die Landwirtschaft genutzt werden, Landwirtschaft kann ihrerseits Folgen für die Biodiversität haben. So kann beispielsweise eine Überdüngung in einer Agrarlandschaft zum Umkippen von Gewässern führen, man spricht auch von Eutrophierung. Dadurch ändert sich die Artenzusammensetzung des Gewässers radikal. Gleichzeitig kann der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft, also von Pestiziden, nicht nur die Zielorganismen schädigen, sondern auch andere Lebewesen in der Umwelt. Mit diesen und anderen Fragen sowie den Zuständen und Wechselwirkungen von Agrarökosystemen befasst sich der junge Zweig der Agrarökologie. In den letzten Jahren werden hier vor allem mögliche Umweltfolgen gentechnisch veränderter Pflanzen diskutiert.

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