verrottendes Boot

Klimawandel – Ein Brennpunkt der Gegenwart?

Kein Tag ohne Bericht über den Klimawandel. Das Thema berührt viele Facetten unserer Zeit: Welche Folgen hat unser Lebenswandel? Wie sind politische Ziele auf globaler Ebene umzusetzen? Wie zuverlässig sind unsere wissenschaftlichen Prognosen? Und schließlich stellt sich auch die Frage der Gerechtigkeit zwischen Verursachern und Betroffenen. Im Mittelpunkt dieser Diskussionen steht dabei nicht zuletzt die Landwirtschaft.

Temperaturabweichung in Grad Celsius vom Referenzzeitraum 1951-1980

Globale Temperatur- abweichung bezogen auf den Zeitraum 1951-1980, in Grad Celsius

Grafik: i-bio
Titelfoto: Markus Belde

Klimawandel ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel. In der Geschichte der Erde haben sich die klimatischen Bedingungen auf dem Planeten oftmals und radikal geändert. Spricht man in gegenwärtigen Debatten über „Klimawandel“, sind jedoch nicht diese natürlichen Schwankungen gemeint. Die Rede ist vielmehr vom sogenannten „anthropogenen Klimawandel“, also von einer Veränderung des Klimas, die maßgeblich auf menschliches Handeln zurückgeführt werden kann. Der menschliche Einfluss auf das Klima wird häufig unter dem Stichwort „Erderwärmung“ behandelt.

Wie zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigen, scheint der Mensch mitverantwortlich für die Erderwärmung in der jüngsten Vergangenheit zu sein. Dies wird auf einen vom Menschen verursachten Treibhauseffekt zurückgeführt. Menschliche Aktivitäten wie das Verbrennen fossiler Energieträger im Zuge des Industriezeitalters haben zu einer Zunahme von Kohlendioxid in der Atmosphäre geführt, was den Treibhauseffekt verstärkt. Einen Einfluss hierauf haben auch Wasserdampf, Methan und Lachgas (Treibhausgas), deren Zunahme ebenfalls auf menschliche Tätigkeit zurückzuführen sei, so Experten. Umstritten ist allerdings die Größenordnung des Treibhauseffekts: Prognosen schwanken zwischen einem Anstieg der Erwärmung von 1,1 bis 6,4 Grad Celsius bis zum Jahr 2100. Im Laufe des letzten Jahrhunderts konnte bereits eine globale Erderwärmung von etwa 0,74 Grad gemessen werden.

Folgen des Klimawandels

Die Auswirkungen des Klimawandels sind regional höchst unterschiedlich. Nicht alle Länder und Regionen sind in derselben Intensität betroffen. Als allgemeine Konsequenzen können jedoch genannt werden: Die Temperaturen steigen. Die Weltmeere erwärmen sich. Gletscher und Eisflächen an den Polen schmelzen. Der Meeresspiegel steigt. Extreme Wettereignisse wie Fluten und Dürren nehmen zu. Damit ist klar: Die Folgen des Klimawandels bedrohen zahllose Menschen in ihrer Existenz. Der Anstieg der Meeresspiegel gefährdet dicht besiedelte Küstengebiete wie im Nigerdelta oder in Bangladesh. Zunehmende Überflutungen und Dürren sowie der Verlust landwirtschaftlich nutzbarer Flächen lassen zudem befürchten, dass sich die Hungerproblematik weltweit verschärft. Als Folge dessen sind soziale Konflikte und internationale Spannungen zu erwarten.

Eine Frage der Politik und der Verantwortung

Angesichts der möglichen Auswirkungen des Klimawandels wurde die Erderwärmung in den letzten Jahrzehnten zu einem der wichtigsten Themen der internationalen Umweltpolitik. Als bedeutender Markstein auf dem Weg, dem Klimawandel global zu begegnen, ist das sogenannte Kyoto-Protokoll zu nennen. Hierbei handelt es sich um ein aus dem Jahre 1997 stammendes internationales Abkommen zur Reduktion des anthropogenen Ausstoßes von Treibhausgasen. Seither wurden die damals festgesetzten Ziele in verschiedenen Folgekonferenzen erneuert – maßgebliche verbindliche Reduktionsziele blieben jedoch aus. Es stellt sich als schwieriges Unterfangen heraus, die Vielzahl der Interessen der verschiedenen Länder in einem Konsens zu einen, der mehr als ein Minimalkonsens ist.

Da der derzeitige Klimawandel wohl vor allem vom Menschen verursacht wurde, ist er auch eine Frage der Gerechtigkeit (Klimagerechtigkeit). Denn die Lasten des Klimawandels sind ungleich verteilt. So trifft die Erderwärmung ökologisch, sozial und ökonomisch vor allem die Ärmsten insbesondere in jenen Regionen, die historisch gesehen eher geringen Anteil am Anstieg der Treibhausgasemission hatten. In diesem Kontext werden verschiedene Fragen diskutiert: Haben Länder, in denen die Industrialisierung begonnen hat (allen voran Europa und Nordamerika), eine besondere Verantwortung bzw. Verpflichtung zu Einsparungen? Haben sie gewissermaßen eine historische Klimaschuld? Steht es Nationen wie China oder Indien zu, auf ihrem Weg zum Wohlstand ebenso zu verfahren wie die heutigen Industriestaaten zuvor? Und inwieweit sind Wohlstand und negative Klimabilanz überhaupt notwendigerweise aneinander gekoppelt? Nicht zuletzt geht es um die Frage, inwieweit gegenwärtig lebende Menschen auch hinsichtlich der Bedürfnisse von zukünftig lebenden Generationen eine Verantwortung haben.

Landwirtschaft als entscheidender Faktor

Ein entscheidender Ort der Debatte ist die Landwirtschaft, und dies zweifach. Erstens trägt die Landwirtschaft selbst zum Klimawandel bei: Treibhausgase wie Lachgas oder Methan entstehen vor allem bei der künstlichen Düngung, bei der Rinderzucht oder auch beim Reisanbau. Zweitens ist Landwirtschaft maßgeblich vom Wetter und vom Klima abhängig. Verändern sich die Bedingungen (mehr Dürren, Überflutungen, Niederschläge, etc.), ist mit geringeren Ernten gerade in armen Regionen zu rechnen. Die Landwirtschaft ist somit Mitverursacherin des Klimawandels als auch Betroffene.

Die Pflanzenforschung verfolgt gegenwärtig das Ziel, Kulturpflanzen gegen den Klimawandel zu wappnen – mit und ohne Gentechnik. Das Internationale Reisforschungsinstitut (IRRI) entwickelte etwa eine Reissorte, die auch bei Überflutung von zwei Wochen gute Erträge abwirft. Weitere Züchtungsziele sind Pflanzen, die wesentlich weniger Wasser verbrauchen oder besser mit extremen Wetterereignissen zurechtkommen. Klimagerechtes Handeln kann dabei auch bedeuten, dass die Forschung an derartigen Kulturpflanzen in der westlichen Welt geschieht und das Know-how den betroffenen Regionen zur Verfügung gestellt wird.

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