BMBF Klausurwoche:
Biopatente – Saatgut als Ware und als öffentliches Gut

Vom 29. September bis 2. Oktober 2014 trafen sich im Studienhaus „Gut Schönwag“ auf Einladung des Instituts Technik-Theologie-Naturwissenschaften (TTN) Nachwuchswissenschaftler und Nachwuchswissenschaftlerinnen verschiedener Fachrichtungen, um im Rahmen einer vom BMBF geförderten Klausurwoche über das kontroverse Thema „Biopatente“ zu diskutieren. Ist das Patentwesen ein geeignetes Instrument, um biotechnologische Innovationen zu fördern und den Herausforderungen der Pflanzenzüchtung zu begegnen? Oder hemmt es Entwicklungen und fördert es Ungerechtigkeiten?

Für die Wohlfahrtsentwicklung der Menschheit spielt die Kultivierung von Saatgut seit jeher eine zentrale Rolle. Die Qualität der Pflanzensamen sowohl konventionell wie biotechnologisch betriebener Züchtung entscheidet in Zukunft maßgeblich über die Frage, ob ausreichend Nahrungsmittel zur Versorgung der Erdbevölkerung bereit gehalten werden können. Die Patentierung von Saatgut wird dabei seit geraumer Zeit kontrovers diskutiert.

Ziel der Klausurwoche war es, die rechtlichen, sozioökonomischen und ethischen Aspekte von Patenten auf Saatgut in interdisziplinärer Diskussion zu klären. Sind Biopatente ein Anreiz zur Investition oder eine „Überbelohnung“? Welche Konsequenzen haben derartige schutzrechtlichen Ansprüche für die ökonomische Situation von Kleinbauern? Wie wirken sich Biopatente auf die Erhaltung einer möglichst hohen Diversität pflanzengenetischer Ressourcen aus? Im Mittelpunkt der Debatten standen demnach die Fragen nach den Auswirkungen von Biopatenten auf Welternährung, Biodiversität und Innovationsförderung im Bereich von Forschung und Kommerzialisierung.

Neben anerkannten Expertinnen und Experten wie Prof. Dr. Christine Godt (Department für Wirtschafts- und Rechtswissenschaften, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg), Prof. Dr. Birger P. Priddat (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre und Philosophie, Universität Witten-Herdecke), Prof. Dr. Michael Stephan (Lehrstuhl für Technologie- und Innovationsmanagement, Philipps Universität Marburg) und Dr. Michael Brüntrup (Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, Bonn) referierten Nachwuchswissenschaftler und Nachwuchswissenschaftlerinnen Thesen zum Thema aus ihrer jeweiligen disziplinären Perspektive.

In einem Streitgespräch zwischen Dr. Eva Gelinsky (Stiftung ProSpecieRara) und Dr. Andreas Popp (Patentanwalt bei BASF) wurden die Fronten innerhalb der Debatte noch einmal deutlich gezogen.

Einen ausführlichen Tagungsrückblick inklusive Programm und Titel der einzelnen Vorträge findet man auf der Website des Instituts TTN. Ein wissenschaftlicher Sammelband als Zusammenfassung der Diskussionen und Ergebnisse ist in Vorbereitung und wird voraussichtlich 2015 erscheinen.

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