Grüne Gentechnik in Bayern – Eine kontroverse Debatte

Landschaft in Bayern

Seit bald drei Jahrzehnten wird „Grüne Gentechnik“ auch in Bayern erbittert und emotional diskutiert. Was sind die Gründe dafür, dass diese Debatte so kontrovers geführt wird? Warum sind Annäherungen so schwierig? Im Folgenden wird für eine Position votiert, die weniger ökologische Risiken oder Fragen der Gesundheit in den Blick nimmt. Stattdessen wird die Debatte um die Grüne Gentechnik vor dem Hintergrund ambivalenter Erfahrungen mit der Modernisierung von Landwirtschaft interpretiert. Es geht um globale Verflechtungen und die Sehnsucht nach dem Erhalt vertrauter land(wirt)schaftlicher Räume. Gentechnik dagegen ist neu. Deshalb provoziert sie verunsichernde Fragen. Die Diskussionen in Bayern kreisen um Fragen von Sicherheit und Kontrolle. Aber es geht um sehr viel mehr.

Ein Beitrag von Stephan Schleissing, Institut TTN

Derzeit gibt es in Deutschland keinen kommerziellen Anbau von gentechnisch veränderten (gv) Pflanzen. In den Jahren 2005-2008, in denen erstmals gentechnisch veränderter Bt-Mais angebaut wurde, erstreckte sich deren Ausbreitung auf eine Fläche von 3600 Hektar; das waren 0,15 Prozent der Maiserzeugung. Auf das Bundesland Bayern entfielen in dieser Zeit zwischen zehn und 16 Hektar auf Bt-Mais. Der überwiegende Teil des Anbaus von Bt-Mais fand deutschlandweit in den neuen Bundesländern statt. Als am 15. April 2009 Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner die bestehende EU-Zulassung für MON810-Mais aussetzte, kam der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen – abgesehen von einem kurzen Intermezzo mit der gv-Stärkekartoffel Amflora – vollständig zum Erliegen. Eine Aussaat von Bt-Mais ist seitdem nicht mehr möglich. Und doch hält die Diskussion um die Grüne Gentechnik an. Gerade auch in Bayern.

Warum die Debatte um Grüne Gentechnik nicht zum Erliegen kommt

Was sind die Gründe dafür, dass dieses Thema seit gut dreißig Jahren auch in Bayern nicht zum Erliegen kommt, sondern immer wieder zu teils erbitterten Diskussionen Anlass gibt? An der Verbreitung gentechnisch veränderter Pflanzen kann es nicht liegen. Die Gründe für die anhaltende Relevanz des Themas liegen tiefer und müssen in einem größeren Zusammenhang gesehen werden. Die folgenden Ausführungen beabsichtigen, den Rahmen für eine Interpretation der Gentechnik-Debatte in Bayern etwas weiter zu stecken. Sie verstehen sich als Diskussionsbeitrag zum Verständnis eines Komplexes, bei dem viel mehr als bloß Technikfragen eine Rolle spielen. Vier Faktoren verdienen dabei besondere Aufmerksamkeit: (1) die Angst vor einer unkontrollierbaren Ausbreitung von transgenen Kulturpflanzen, (2) die Besonderheiten einer kleinstrukturierten Landwirtschaft und ihre Folgen für Fragen der Koexistenz, (3) der fehlende Durchbruch bei der Ökologisierung der Landwirtschaft und (4) die globalen Verflechtungen, in denen sich auch die bayerische Landwirtschaft befindet.

Die Botschaft der „Gentechnik-Schiffe“ aus Übersee.

In der ersten Hälfte der 1990er Jahre stellte sich die Diskussion um gentechnisch veränderte Futter- und Lebensmittel verhältnismäßig entspannt dar. Mit der Richtlinie 90/220/EWG des EU-Rates vom 23. April 1990 war es gelungen, europaweite Regeln zur absichtlichen Freisetzung genetisch veränderter Organismen in die Umwelt zu vereinbaren. Im Zuge dessen begann man, einzelne Nahrungs- und Futtermittel anzubauen und die sogenannte Anti-Matsch-Tomate „Flavr-Savr“ kam in Großbritannien (für kurze Zeit) in die Regale der Lebensmittelläden. Diese für die Akzeptanz der Gentechnik eher günstige Situation veränderte sich jedoch schlagartig, als im November 1996 die ersten Schiffe aus Übersee mit gentechnisch veränderten Sojabohnen die europäischen Häfen erreichten. Der Protest gegen den Import, aber auch den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen stieß nun auf eine breite Resonanz. Umweltorganisationen wie Greenpeace starteten ihre ersten großen Kampagnen gegen den „Genmais“ und den „Tatort Gen-Acker“. Parallel dazu beherrschte die BSE-Krise (1996-2000) die gesellschaftliche Wahrnehmung rund um die Nutztierhaltung in der Landwirtschaft. Eine Inhaltsanalyse deutscher Zeitungen dokumentiert, dass ab dem Jahr 1997 die mediale Berichterstattung über die Grüne Gentechnik stark anstieg (vgl. Bauer et al. 2001, 39).

Doch warum dieser nachhaltige Protest? Möglicherweise waren es weniger die hypothetischen Gefährdungen für Umwelt und Gesundheit, die den Protest gegen gentechnisch verändertes Saatgut befeuerten; immerhin lagen – und liegen – keine seriösen Studien vor, die Risiken für die menschliche Gesundheit wahrscheinlich machen. Plausibel ist dagegen die Vermutung, die den anhaltenden Protest auf die Botschaft der Tanker aus Übersee zurückführt: Auch nationale und internationale Gesetzeswerke vermögen eine hundertprozentige Trennung von Erzeugnissen, die mit und ohne den Einsatz von Gentechnik hergestellt wurden, zuletzt nicht sicherzustellen. Weil Produktion und Handel von Lebens- und Futtermitteln im höchsten Maße international ablaufen, ist eine vollständige Trennung der verschiedenen Warenströme und ein umfassendes Kontrollsystem, in dem konventionelle und GVO-Ware parallel gehandhabt werden, nur bedingt zu realisieren. Diese Erkenntnis wirkte ernüchternd und provozierend zugleich: Während die einen sie als unvermeidbare Folge der Globalisierung anzuerkennen bereit waren, galt sie anderen als Beleg dafür, dass der Anbau und Konsum von Nahrungs- und Futtermitteln längst unter die Kontrolle des internationalen Agrobusiness geraten ist.

Die Reaktion: Der Start der biologischen Sicherheitsforschung

Gleichwohl setzten in Deutschland in den folgenden Jahrzehnten umfangreiche Untersuchungen zu den Wirkungen und zur Sicherheit transgener Pflanzen in Bezug auf Umwelt und Gesundheit ein. Die dabei notwendigen Freisetzungsversuche wurden allerdings immer wieder durch Feldzerstörungen beeinträchtigt oder gar zunichte gemacht. Und selbst die Biosicherheitsforschung stand unter dem Verdacht, nicht der Sicherheitsabschätzung gentechnisch veränderter Pflanzen, sondern vor allem der Akzeptanz ihres kommerzialisierten Anbaus zu dienen. Auch in Bayern wurde an Universitäten und staatlichen Forschungseinrichtungen intensiv an den Folgen gentechnisch veränderter Pflanzen (Raps, Mais, Kartoffeln) geforscht. Zuletzt untersuchten Wissenschaftler der Technischen Universität München und der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft den Verbleib des Bt-Proteins über den gesamten landwirtschaftlichen Kreislauf – also vom Anbau über die Verfütterung, das Ausbringen der Gülle bis hin zum nachfolgenden Aufwuchs. Die Forschungsstudien, die im Zeitraum zwischen Mai 2005 und Juni 2007 durchgeführt wurden, ergaben, dass weder das Bt-Protein, noch die gentechnisch veränderte DNA in der Milch nachweisbar waren. Folglich konnte kein Übergang dieser Bt-Mais-Komponenten vom Futter in die Milch der Tiere bzw. in den Boden über Gülle festgestellt werden. Die Ergebnisse wurden im März 2009 veröffentlicht. Doch da hatte die Diskussion um die Aussetzung der EU-weiten Zulassung von MON 810 die Öffentlichkeit längst im Griff.

Die Gentechnik im Streit zwischen konventioneller und ökologischer Landwirtschaft

Die Kontroverse über die Grüne Gentechnik stellt sich in Bayern nicht zuletzt als Frage eines zukunftsträchtigen Stils der Landwirtschaft dar. Bayern ist im (inter-)nationalen Vergleich von kleinstrukturierter Landwirtschaft geprägt. 69 Prozent der Betriebe haben weniger als dreißig Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche. Diese Kleinstrukturiertheit bleibt nicht ohne Folgen für Debatten über Koexistenzfragen. Dies macht verständlich, dass der Graben zwischen einer konventionellen Landwirtschaft, die darüber nachdenkt, auch gentechnisch veränderte Pflanzen einzusetzen und der sogenannten ökologischen Landwirtschaft, die mit dem Label „gentechnikfrei“ ihre Produkte als uneingeschränkt „natürlich“ und gesundheitsförderlich bewirbt, tief ist. Dabei wird die „Agrogentechnik“ in der Wahrnehmung der Bevölkerung weitgehend einem industriellen Typ von Landwirtschaft zugeordnet. Die Markteinführung gentechnisch veränderter Nutzpflanzen mit dem Merkmal Herbizidresistenz hat diese Wahrnehmung eingespurt bzw. verstärkt: „Dadurch ist der Eindruck entstanden, als sei Gentechnik der letzte Baustein einer industrialisierten Nahrungsmitteltechnologie, die die Probleme der sogenannten „Grünen Revolution“ eher verstärkt als zu beseitigen hilft.“ (Irrgang 2008, 97)

Eine grüne „Graswurzelbewegung“ entsteht

Bereits 1997 startete ein Aktionsbündnis, das unter anderem vom Umweltinstitut München koordiniert wurde, das Volksbegehren „Gentechnikfrei aus Bayern“, das 230.000 Unterzeichner unterstützten; allerdings scheiterte die Zulassung im Folgejahr daran, dass nur 4,9 Prozent der Stimmberechtigten dafür stimmten. Gleichwohl: Der Protest gegen die Grüne Gentechnik machte sich zunehmend auch unter den bayerischen Landwirten breit. Im Januar 2006 wurde die Initiative „Zivilcourage“ in Halfing (Landkreis Rosenheim) gegründet. Dem Söchtenauer Landwirt Christoph Fischer, dem die Süddeutsche Zeitung den Titel „Bauernfänger“ verlieh, gelang es, ein breites Bündnis von Trachtenverbänden, Gebirgsschützen, Pfarrgemeinderäten und „freien Bauern“ um sich zu scharen. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ konstatiert eine „weiß-blaue Entfremdung“ durch die neue „Graswurzelbewegung“ im Freistaat. Albert Schäffer (FAZ) schrieb am 29. April 2009: „Es war ein Kunstgriff, der Fischer und seine Mitstreiter von Erfolg zu Erfolg, von einem Festzelt zum nächsten Pfarrgemeindesaal trug: Er schlug eine argumentative Brücke von der grünen Gentechnik zur Bewahrung der Heimat und ihrer traditionellen Werte. Mit gentechnisch veränderten Pflanzen, auf deren Saatgut internationale Unternehmen die Patente hielten, werde das bäuerliche Bayern der Vergangenheit angehören, lautete und lautet seine zentrale Losung.“

Nun sah sich auch die Bayerische Staatsregierung zu einem Kursschwenk weg von der bisher forschungsfreundlichen Politik bei der Grünen Gentechnik veranlasst. 2008 verkündete sie, dass das Landwirtschaftsministerium bei der Forschung zur Grünen Gentechnik einen „eigenständigen Weg“ gehe. Die Sicherheitsforschung wollte sie auf das „unumgänglich notwendige Maß“ beschränkt wissen, weil „Nichtwissen zu Fehleinschätzungen“ führe. Gleichzeitig riet sie den Landwirten vom Anbau gentechnisch veränderter Maissorten ab, „weil sie keinen nennenswerten Vorteil für Landwirte und Verbraucher bringen und weil die Landwirte nach dem neuen Gentechnikgesetz gesamtschuldnerisch und verschuldensunabhängig bei Schäden haften.“

Der Protest aus Reihen der Naturwissenschaften und einiger Landwirte

Die veränderte Stimmung bekamen auch solche Landwirte zu spüren, die mit dem Anbau von Bt-Mais die Erwartung hegten, ihre hohen Ertragsschäden durch Schädlinge zu verringern. Als der Kitzinger Landwirt Reinhard Dennerlein im Jahre 2009 Bt-Mais anbauen wollte, um gegen den Maiszünsler vorzugehen, wurde ihm dies aufgrund des zwischenzeitlich eingetretenen Anbauverbots von MON810 untersagt. Aber auch für die Pflanzenforschung in Bayern ist die Stimmung im Lande ein Problem. Beunruhigt sind viele Wissenschaftler nicht aufgrund der verständlichen Interessenkonflikte zwischen Ökolandwirten und solchen, die einen konventionellen Anbau bevorzugen. Auch eine Kritik an der Grünen Gentechnik aus moralischen oder religiösen Überzeugungen ist für viele – unabhängig von der anders gelagerten Faktenlage in Bezug auf Gesundheit und Umwelt – anerkennungsfähig. Beunruhigt sind allerdings viele Forscher durch das anti-wissenschaftliche Klima, das sich beim Thema „Grüne Biotechnologie“ breitzumachen droht.

In der bayerischen Politik wurde diese Kluft zwischen Wissenschaft und öffentlicher Meinung sehr wohl registriert. Nachdem die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Mai 2009 die Forschung in der Grünen Gentechnik für unverzichtbar erklärte, lud Ministerpräsident Horst Seehofer am 20. Juli 2009 zu einem Symposium „Grüne Gentechnologie – Chancen und Risiken der Forschung“ in die Münchner Residenz ein. Dort kritisierten zahlreiche Wissenschaftler das Vorhaben der Staatsregierung, Bayern faktisch gentechnikfrei zu machen. Und der ehemalige DFG-Vorsitzende und frühere Vorsitzende des Wissenschaftlich-Technischen Beirats der Staatsregierung, Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker, gab in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung vor dem Symposium zu bedenken: „Wir sind eine risikoaverse Gesellschaft. Wie bei der Debatte vor zwanzig Jahren [um die rote Gentechnik] bin ich dafür, dass alles strikt nach dem Gesetz geht. Wenn der Mais schädlich ist, muss er verboten werden. Doch gegenwärtig spricht nichts dafür. Die hohen Hürden, die aufgrund des Protests nun aufgebaut werden, führen lediglich dazu, dass nur noch einige wenige Firmen in der Lage sind, den Mais herzustellen. Am Ende bleibt nur Monsanto übrig und dann beschwert man sich, es gäbe ein Monopol. Da kann ich nur den Kopf schütteln.“ Der Ministerpräsident konterte: „Die Menschen haben Furcht vor nicht mehr rückholbaren Folgen und nicht korrigierbaren Konsequenzen für Umwelt und Landwirtschaft durch die Grüne Gentechnik. Diese großen Bedenken unserer Bürger können nicht einfach als irrationale Ängste beiseite gewischt werden. Wir brauchen einen offenen Dialog von Forschern und Bevölkerung über die Chancen und Risiken dieser Technologie. Wirtschaft und Wissenschaft haben, was den Nutzen dieser Technologie für die Menschen und die Umwelt angeht, eine Bringschuld. […] Wir brauchen ethische Maßstäbe und klare Grenzen für die Grüne Gentechnik. Dann wächst auch das Verständnis bei den Menschen. Was bei der Roten Gentechnik in der Medizin gelungen ist, muss auch bei der Grünen Gentechnik möglich sein.“ Salomonisch votierte er für ein „Ja“ zur Forschung, aber für ein „Nein“ beim kommerziellen Anbau.

Plädoyer für einen sachorientierten und fairen Dialog

Die Pflanzenforschung in Bayern sah sich durch diese Kontroverse in die Pflicht genommen. Auf einer Reihe von Bürgerkonferenzen stellte sie die Leistungskraft Ihrer Forschung zur Diskussion und die Kommission für Ökologie lud am 4. Juli 2011 zu einer Konferenz mit dem Thema „Pflanzenzucht und Gentechnik in einer Welt mit Hungersnot und knappen Ressourcen“ in die Bayerische Akademie der Wissenschaften nach München ein. Auch das Institut Technik-Theologie-Naturwissenschaften an der LMU München beteiligte sich an diesem Dialog, wobei es vor allem an einer Klärung des vermeintlichen Konflikts zwischen ethischen und wissenschaftlichen Fragestellungen interessiert war. Unter dem Titel „Grüne Gentechnik: Prognose, Fortschritt oder Hybris?“ diskutierten am 12. November 2012 120 Landwirte, Forscher, Juristen, Firmenvertreter, Theologen und Philosophen mit engagierten Bürgern die Streitfragen rund um die Forschung und den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen. Als Konsens dieser Gespräche hielten die Veranstalter fest: Generalisierungen, wie sie die öffentliche Debatte prägen, sind für einen gedeihlichen Diskurs nicht hilfreich. Demgegenüber verspricht die fallweise Bewertung und Untersuchung eine Verbesserung des Diskurses. Die fällige Auseinandersetzung über die Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft mit oder ohne Grüne Gentechnik braucht eine neue Diskussionskultur jenseits der üblichen Schwarz-Weiß-Malerei.

Die Zukunft der grünen Biotechnologie: Müssen sich Ertragshöhe und Nachhaltigkeit widersprechen?

Der Umwelthistoriker Frank Uekötter konstatiert in seiner Wissenschaftsgeschichte der deutschen Landwirtschaft mit dem Titel „Die Wahrheit ist auf dem Feld“ (2010) eine durchwachsene Bilanz des inzwischen rund dreißig Jahre alten Projekts einer „Ökologisierung der Landwirtschaft“. Und er zitiert Hermann Priebe, einen kritisch-konservativen Agrarwissenschaftler, der in seinem Buch „Die subventionierte Unvernunft“ (1985) urteilte: „Allgemein fehlt das Bild einer modernen Landwirtschaft, die sich mit den technischen Möglichkeiten von heute und morgen in die Naturgesetze einfügt.“ (Uekötter 2010, 432) Und in der Tat: Wendet man den Blick in die Zukunft und hält sich die gigantischen Herausforderungen bei den Themen Bevölkerungswachstum, Welternährung und Klimawandel vor Augen, dann scheint die ritualisierte Einübung in den Streit zwischen grüner Biotechnologie und Ökologie eine Alternative aus vergangenen Zeiten zu sein. „Billiger als mit einer technischen Revolution kommen wir nicht davon“, urteilte der Nachhaltigkeitsforscher Ernst-Ulrich von Weizsäcker auf dem letztjährigen Jahreskongress der Leopoldina, der unter dem Thema „Die Wissenschaft im globalen Wandel“ stand. Zumindest ein gehöriges Maß an Kreativität bei der Verabschiedung alter Frontstellungen wird nötig sein, um die Anforderungen an Produktivität und Nachhaltigkeit einer zukunftsfähigen Landwirtschaft sichern zu können.

Zitierte Literatur

  • Bauer, Martin W.; Kohring, Matthias; Allansdottir, Agnes; Gutteling, Jan (2001): The dramatisation of biotechnology in elite mass media. In: Gaskell, George; Bauer, Martin (Hrsg.) (2001): Biotechnology 1996–2000 – the years of controversy. London; 35–52.
  • Bayerische Staatskanzlei (2009): Seehofer bei Gentechnikkongress der Staatsregierung: „Große Bedenken der Bevölkerung bei der Grünen Gentechnik ernst nehmen / Ja zur Forschung – Nein zum kommerziellen Anbau“. Pressemitteilung vom 20. Juli 2009.
  • Irrgang, Bernhard (2008): Technik-Erwägungskultur und Leitbilder für die Grüne Gentechnologie. In: Busch, Roger J.; Prütz, Gernot (Hrsg.) (2008): Biotechnologie in gesellschaftlicher Deutung. München, 91–99.
  • Schäffer, Albert (2009): Weiß-blaue Entfremdung. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 29. April 2009, S. 3.
  • Sebald, Christian (2009): Der Bauernfänger. In: Süddeutsche Zeitung vom 20. Februar 2009.
  • Tanner, Widmar; Haber, Wolfgang; Fischbeck, Gerhard (2012): Zusammenfassung des Rundgesprächs und Stellungnahme der Kommission für Ökologie. In: Rundgespräche der Kommission für Ökologie, Bd. 40 „Pflanzenzucht und Gentechnik“. München; 153–156.
  • Uekötter, Frank (2010): Die Wahrheit liegt auf dem Feld. Eine Wissensgeschichte der deutschen Landwirtschaft. Reihe: Umwelt und Gesellschaft, Bd. 1. Göttingen.
  • Winnacker, Ernst Ludwig (2009): „Bauern sollen Genmais anpflanzen dürfen“. Ein Interview mit Christine Burtscheid. In: Süddeutsche Zeitung vom 18./19. Juli 2009.

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