Grüne Biotechnologie im Fokus

Welternährung, Klimawandel, Risikotechnologie, Wohlergehen – die Diskussion über Pflanzenforschung und ihre Anwendungen berührt zentrale ethische Fragen unserer Zeit. Was ist zu tun? Woran soll man sich halten? Ethik ist mehr als bloße Unruhe oder Empörung. Sie legt Wert auf verständliches Sachwissen und hilft dabei zu klären, was strittig ist. Damit Überzeugungen und gute Gründe zusammenfinden. Denn es geht darum, ein eigenständiges Urteil zu finden.

Grüne Biotechnologie und Ethik – für manche klingt das wie Feuer und Wasser. Steht nicht die Züchtung von Hochertragssorten am Anfang all der Probleme: ausgelaugte Böden, geringe Toleranz gegenüber Schädlingen, Monokulturen und industrialisierte Landwirtschaft? Nicht erst seit es die Gentechnik gibt, wirft Pflanzenzüchtung ethische Fragen auf. Doch diese werden nicht von außen an sie herangetragen, sondern sind – wie ein Keim – bereits in ihr angelegt. Die „Grüne Revolution“ der 1960er Jahre verfolgte das Ziel, angesichts einer rapide wachsenden Weltbevölkerung die Möglichkeiten zu ihrer Ernährung zu verbessern. Ethik, verstanden als Kultur der Pflege und der Förderung menschlichen Zusammenlebens, ist aufs Engste mit der Entstehung und mit der Weiterentwicklung von Kulturpflanzen verknüpft.

Herausforderungen der modernen Pflanzenforschung

Aber der Anbau von Hochertragssorten hat nicht nur zu einer Verbesserung der Ernährungssituation vieler Menschen geführt. In seiner Folge sind auch zum Teil gravierende Umweltschäden in vielen Ländern aufgetreten. Gegenwärtig kommen die Folgen des Klimawandels hinzu, die besonders die Böden verändern werden. Die Pflanzenforschung steht heute vor der Herausforderung, qualitativ hohen Ertrag und nachhaltigen Pflanzenanbau miteinander zu verbinden. Dazu sind in den letzten Jahren neue technologische Verfahren entwickelt worden, die die Züchtung von Pflanzen schneller und präziser möglich machen.

Kaum ein Thema wird in Deutschland seit Jahrzehnten so kontrovers diskutiert wie die Grüne Gentechnik. Aber die moderne Pflanzenforschung befasst sich mit mehr als nur gentechnisch veränderten Nutzpflanzen. Wie andere molekularbiologische Verfahren (etwa Smart Breeding) eröffnet die Gentechnik neue Möglichkeiten, Pflanzen mit verbesserten Eigenschaften zu entwickeln. Die Erwartungen an die Wissenschaft sind enorm: Befürworter argumentieren mit dem Nutzen für die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung und den Herausforderungen einer nachhaltigen Landwirtschaft; Kritiker zitieren Risikostudien und warnen vor schweren ökologischen Schäden. Dem interessierten Beobachter der Debatte fällt es dabei zunehmend schwer, sich ein eigenes Urteil zu bilden.

Das Webportal „Pflanzen-Forschung-Ethik.de“ informiert über aktuelle Forschungen auf dem Gebiet der Pflanzenzüchtung. Dabei rückt der Zusammenhang von biotechnologischen Verfahren und ihrem sozialen Anwendungskontext in den Mittelpunkt. Das Webportal bietet Orientierung anhand verständlicher Texte, anschaulicher Graphiken und kurzer Videos über das weite Themenfeld der modernen Pflanzenforschung und fängt Stimmen und Meinungen von Akteuren mit besonderem Fokus auf Bayern ein.

Besonderheiten des Portals: Sich selbstständig ein ethisches Urteil bilden

Biotechnologie und Ethik sind keine Gegensätze. Beide Male geht es um die Frage, wie eine Kultur des Zusammenlebens von Mensch und Natur zu fördern ist.

  • Das neue Webportal diskutiert die moderne Pflanzenforschung aus einer explizit ethischen Perspektive. D.h.: Im Mittelpunkt stehen nicht die technischen Verfahren, sondern die sozialen Auswirkungen und moralischen wie kulturellen Hintergrundannahmen in der Debatte. Themen wie „Natürlichkeit der Nahrungsmittel“, „Verantwortung für die Schöpfung“ oder „Freiheit der Wissenschaft“ rücken damit in den Fokus.
  • Die Besucher der Website können anhand eines mehrstufigen Diskussionsmodells ein praxisnahes Fallbeispiel interaktiv beurteilen: Der „Online-Ethikrat“ ermöglicht es, ein eigenständiges, ethisch fundiertes Gutachten zu verfassen. Auf diese Weise wird ethisches Argumentieren erfahrbar. Probieren Sie es aus! Und nutzen Sie die Möglichkeiten, Ihre Meinung über die Anwendungsbeispiele im Bereich „Forschung konkret“ abzugeben!

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