Die Banane als Handelsgut

Ein neuer Pilz bedroht den gesamten Bananenanbau. Kommt der Handel zum Erliegen, dann hat dies nicht nur für die Verbraucher Folgen. Insbesondere die Bauern in Indien und China rechnen mit gravierenden Konsequenzen. Und in Mittelamerika sind ganze Volkswirtschaften auf den Handel mit Dessertbananen angewiesen.

Bananafacts

Infografik: www.fusariumwilt.org

Die Dessertbanane ist eine der meistverzehrtesten Obstsorten weltweit. In Deutschland ist sie auf Platz zwei nach dem Apfel und in den USA werden sogar mehr Bananen verzehrt, als Äpfel und Orangen zusammen (1). Daneben gibt es noch Bananensorten, die nicht roh verzehrt werden können – sogenannte Kochbananen, die in der Regel im Selbstversorgeranbau kultiviert werden und in Teilen der Welt ein unverzichtbares Grundnahrungsmittel darstellen. Nimmt man alle Kreuzungen und Variationen zusammen, gibt es über 500 unterschiedliche Bananen (2). Allerdings sind die meisten Bananensorten Kochbananen, die ganz anders schmecken und zubereitet werden, als das Obst, das wir in Deutschland kennen. Zudem sind die meisten Dessertbananensorten nicht geeignet für längere Transportwege, da sie sehr empfindlich sind. Das hat zur Folge, dass aktuell nur eine Dessertbananensorte – die Cavendish – für den Export und größere Binnenmärkte angebaut wird. So fallen ca. 47 Prozent des gesamten Bananenanbaus auf diese eine Sorte, die sich insbesondere durch ihre Resistenz gegen den Erreger der Fusarium-Welke, auch Panama-Krankheit genannt, auszeichnete.

Weltweit werden jährlich über 100 Mio. Tonnen Dessertbananen auf einer Fläche von über 5 Mio. Hektar geerntet. Die größten Anbaugebiete liegen in Indien (ø 29 Mio. Tonnen) und China (ø 11 Mio. Tonnen), wobei die dort produzierten Früchte für den nationalen Markt bestimmt sind und die Versorgung der dortigen Bevölkerung sichern (3). Die meisten Bananen, die bei uns erhältlich sind, kommen aus Südamerika (Ecuador: 6,4 Mio. Tonnen, Kolumbien: 1,9 Mio. Tonnen), aus Mittelamerika (Guatemala: 2,4 Mio. Tonnen, Costa Rica: 2,6 Mio. Tonnen) sowie von den Philippinen (1,7 Mio. Tonnen). Für viele dieser Länder stellt die Bananenproduktion einen bedeutsamen Wirtschaftsfaktor dar. So sind in Costa Rica fast 100.000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt mit der Bananenproduktion verknüpft – das entspricht etwa 8 Prozent aller Arbeitsplätze des Landes (4). (Zum Vergleich: Die Automobilindustrie und ihre Zulieferbetriebe sind in Deutschland im Jahre 2018 für ca. 15 Prozent der Arbeitsplätze verantwortlich. ) Hauptimporteure von Dessertbananen sind die Europäische Union mit 5,8 Mio. Tonnen, die USA (4,2 Mio. Tonnen) und Russland (1,5 Mio. Tonnen) (6). Nach Deutschland werden jährlich allein ebenfalls 1,4 Mio. Tonnen Bananen importiert (7).

Aktuell ist der Handel mit Bananen durch den Schlauchpilz Fusarium oxysporum f. sp. cubense, den Erreger der Fusarium-Welke bedroht. Damit wiederholt sich eine Situation, die Bananenproduzenten bereits in den 1950er Jahren erlebt hatten. Damals fiel innerhalb von kurzer Zeit die weltweite Produktion der vorherrschenden Dessertbananen-Sorte Gros Michel der Pilzerkrankung zum Opfer. Allerdings fand man mit der Sorte_ Cavendish_ einen Ersatz für Gros Michel, der resistent gegen die gefürchtete Rasse des Erregers (TR1: Tropical Race 1) war und zugleich akzeptable Eigenschaften hinsichtlich Lagerung und Transport aufwies. Nichtsdestotrotz musste die gesamte Exportkette auf die neue Bananensorte mit deutlich dünnerer Schale umgestellt werden. Doch der Erreger entwickelte sich weiter und eine neue Rasse (TR4), die 1994 erstmals beschrieben wurde, befällt nun auch die Cavendish-Banane. Da aktuell keine Bananensorte bekannt ist, die die notwendigen Eigenschaften für den Export mitbringt und resistent gegen die Fusarium-Welke ist, fürchten die Menschen in Exportländern um ihre Existenzgrundlage. Bislang führt die neue Rasse des Erregers in Südostasien, Afrika und im Nahen Osten zu erheblichen Ernteausfällen und stellt eine ständige Bedrohung für die Exportländer in Mittel- und Südamerika dar (8).

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