Grundlagenforschung „ForPlanta“ in Bayern – Mensch-Natur-Verhältnis und seine ethische Implikation (Christian Kummer)

In der Debatte zur Grünen Biotechnologie geht es nicht nur um eine Diskussion über Chancen und Risiken des Einsatzes der Technologie, sondern auch um unterschiedliche Wertvorstellungen. Häufig sind diese unterschiedlichen Wertvorstellungen Auslöser heftiger Kontroversen. Dies beruht unter anderem darauf, dass Menschen unterschiedliche Vorstellungen dessen haben, was Natur bedeutet und in welchem Verhältnis diese zum Menschen steht. In der Arbeitsgruppe von Christian Kummer an der Hochschule für Philosophie in München beschäftigt man sicher daher mit der Frage, welche verschiedenen Vorstellungen von Natur sich identifizieren lassen, wie diese zu kategorisieren sind und welche Bedeutung sie in ethischer Hinsicht haben.

Christian Kummer

Christian Kummer von der Hochschule für Philosophie beschäftigt sich mit dem Mensch-Natur-Verhältnis und seinen ethischen Implikationen im Kontext der Debatte um Grüne Biotechnologie.

Kontakt:

Prof. Dr. Christian Kummer
Hochschule für Philosophie
Institut für naturwissenschaftliche Grenzfragen
Kaulbachstraße 31a
D-80539 München
E-Mail

Was wird im Rahmen Ihres Forschungsprojektes bei ForPlanta untersucht?

In Technik- und Umweltkonflikten geht es nur bedingt um die Verteilung von Nutzen und Risiken; vielmehr gründen die Antagonismen und Spannungen nicht zuletzt auf weltanschaulichen Differenzen und unterschiedlichen Wertvorstellungen. In diesem Sinne richtet sich der Fokus des Projektes auf eine Analyse und kritische Reflexion der impliziten Naturbilder in der (bayerischen) Debatte um Grüne Gentechnik und ihrer ethischen Implikationen.

Was sind die wichtigsten Zielsetzungen Ihrer Forschungsarbeit?

Zielsetzung ist es, die unterschiedlichen Konzeptionen des Mensch-Natur-Verhältnisses als eine zentrale Hintergrundannahme für den gesellschaftlichen Dissens rund um die Grüne Gentechnik herauszuarbeiten und greifbar zu machen. Wenn Naturbilder im Diskurs um Grüne Gentechnik eine prägende Rolle spielen, dann muss es eine Aufgabe der Ethik sein, diese Hintergrundannahmen offenzulegen.

Worin sehen Sie die gesellschaftliche Bedeutung Ihrer Forschung?

Das Teilprojekt leistet einen Beitrag zur philosophisch-ethischen Klärung des Konflikts um die Grüne Gentechnik. Der gewählte Ansatz stimmt dabei nicht in eine weitere Polarisierung der Debatte ein; so wird der Konflikt beispielsweise nicht – wie es oft geschieht – als ein Gegenüberstehen von modernisierungsfreundlichen vs. modernisierungsfeindlichen Strömungen verstanden; auch nicht als ein Streit zwischen Experten und Laien, die die Technologie bloß noch nicht verstanden haben. Im Beleuchten der Hintergrundfolien der Debatte soll eine höhere Transparenz und damit eine verbesserte Debattenkultur geschaffen werden. Die eigentlichen, oft unausgesprochenen Ängste der Bevölkerung gehen dabei thematisch in die Debatte ein und können ernst genommen werden.

Welchen Bezug hat Ihre Forschung zu den aktuellen ethischen Herausforderungen in der Landwirtschaft, zu Fragen der Ernährung, zu Fragen des Wohlstands, etc.?

Das Ziel einer Verbesserung der Welternährung sollte ernst genommen werden und darf nicht durch Privatinteressen einer wohlstandssaturierten Elitegesellschaft desavouiert werden. Gleichzeitig ist der weitere Ausbau einer hypertechnisierten Landwirtschaft nicht die ultima ratio in diesem Prozess. Das Plädoyer der Bevölkerung für (mehr) Natürlichkeit kann sensibel machen für naturverträgliche Kultivierungs-Alternativen, die indessen keinen Gegensatz zum Einsatz von Gentechnik bedeuten müssen. Insofern korrespondiert unser Forschungsmodul mit den ethischen Imperativen einer gesicherten Welternährung, dem Reagieren auf die globalen klimatischen Veränderungen und der Achtung des Anspruchs auf menschenwürdigen Lebensraum.

Welchen Stellenwert hat die Pflanzenforschung für den Wissenschaftsstandort Bayern?

Pflanzenforschung sucht nicht zuletzt nach Wegen, den Ernteertrag der Kulturpflanzen zu sichern. Auch wenn die Ernährungsfrage auf absehbare Zeiten kein bayerisches Problem ist, sollte die Expertise, die bayerische Grundlagenforschung hierbei grenzübergreifend zur Verfügung stellen kann, nicht außer Acht gelassen werden.

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